Konzeptuelle Adapter – Kognition und Erkenntnis im Differenzfluss
1. Anschlussstellen
- Platon (Erinnerungstheorie, Ideenlehre): → Wissen als Wiedererinnern von Ideenkonstanten. DFT: radikale Abkehr – Erkenntnis = Stabilisierung neuer Differenzen, nicht Rückgriff auf Vorhandenes.
- Aristoteles (Nous, Kategorien): → Wissen als Einteilung der Welt. DFT: Kategorien sind emergente Fixpunkte in einem Netz von Differenzierungen.
- Descartes (cogito): → Denken als sichere Grundlage. DFT: erkennt „Ich denke“ als rekursiven Prozess, nicht als fester Ausgangspunkt.
- Kant (Erkenntnistheorie): → Formen der Anschauung und Kategorien ordnen Erfahrung. DFT: ergänzt eine operative Sicht: Erkenntnis als fortlaufende Iteration von Differenzmustern.
- Hegel (Dialektik): → Erkenntnis als Bewegung von These/Antithese/Synthese. DFT: strukturell ähnlich, aber allgemeiner: Differenz-Rekursion statt Triade.
- Peirce (Pragmatismus, Semiotik): → Erkenntnis = Hypothesenbildung, Zeichenprozess. DFT: Erkenntnis = Test stabiler Differenzstrukturen durch Rückkopplung.
- Husserl (Phänomenologie): → Bewusstsein als konstituierend. DFT: erkenntnisbezogene Differenzierung nicht nur subjektiv, sondern weltweit operativ.
- Maturana/Varela (Erkennen = Leben): → Kognition als autopoietisch. DFT: generalisiert – jede stabile Schleife kann „erkennen“.
- Popper (Falsifikation): → Wissen wächst durch Irrtum. DFT: Falsifikation = Test der Stabilität im Differenzfluss; Erkenntnis entsteht, wo Differenzen trotz Störungen stabil bleiben.
2. Originelle Beiträge
- Erkennen = Differenzieren: Wissen ist nicht Abbild, sondern operative Erzeugung von Unterschieden.
- Stabilität als Wahrheitskriterium: „Wahr“ ist, was im Fluss standhält – gegen Störung, Variation, Rekursion.
- Fehler als Ressource: Irrtum ist kein Defizit, sondern eine Differenzprobe, die neue Stabilität ermöglicht.
- Kognition als emergente Schleifenbildung: Wahrnehmen, Erinnern, Antizipieren, Handeln = rekursive Operatoren, die Sinn konstruieren.
- Mehrstufigkeit: Von Zelle über Organismus bis Kultur – Erkenntnisprozesse laufen auf allen Skalen nach derselben Differenzlogik.
- Sprache und Begriffe als kognitive Werkzeuge: Begriffe wirken wie Operatoren, die Differenzen bündeln und Erkenntnisprozesse strukturieren.
- Formalisierbarkeit (λΔ): Erkennen als Fixpunkt-Suche: Δ(x) → x*, wobei Stabilität = Erkenntnis.
3. Abgrenzungen / Konflikte
- Essentialismus (Platon): Idee als Ursprung → DFT: Erkenntnis entsteht, sie wird nicht „abgerufen“.
- Repräsentationalismus pur: Erkennen ≠ Abbild, sondern aktiver Prozess; Welt wird nicht gespiegelt, sondern ko-konstruiert.
- Kantisch starr: Kategorien nicht fix, sondern selbst evolvierende Differenznetze.
- Radikaler Skeptizismus: DFT erlaubt Skepsis, aber nicht Nihilismus: es gibt Stabilitäten, auch wenn sie immer kontingent bleiben.
- Naiver Realismus: Erkenntnis = Zugriff auf Dinge „wie sie sind“ → DFT: Zugriff = relative Stabilisierung, nie absolut.
4. Fazit
Kognition ist im Differenzfluss nicht Speicherung von Wahrheiten, sondern rekursive Stabilisierung von Differenzen. Erkenntnis entsteht, wenn Muster Bestand haben – nicht als statisches Abbild, sondern als dynamische Leistung des Flusses selbst. Im Allgemeinen bleibt sie prozessual und kontextabhängig, doch in stabilen Kontexten (wie etwa der Mathematik) kann sie dauerhafte Gültigkeit erreichen: ein felsenfestes Fundament innerhalb des jeweiligen Regelwerks.